1. Das mittelalterliche Bergbaurevier
Kaiser, Könige, Fürsten und Bergleute
Über die Technik und Organisation des Bergbaus und das Leben und Arbeiten der Bergleute im Mittelalter ist einiges aus zeitgenössischen Urkunden zu erfahren. Der älteste schriftliche Hinweis auf den Bergbau im Südschwarzwald ist eine Urkunde von 1028. Dort verleiht Kaiser Konrad II. dem Baseler Bischof Rechte an den Silbergruben im Breisgau, wobei unter anderem die Gruben im Münstertal, im Sulzburger Tal und bei Badenweiler genannt werden.
Die älteste überlieferte Bergordnung ist aus dem Jahre 1208 und regelte die Organisation und die Arbeit im Bergbau. Sie gibt aber auch Auskunft über das Aufsuchen, Gewinnen und Aufbereiten der Bodenschätze.
Den Abbau und die Gewinnung von Silber betrieben im Mittelalter wirtschaftlich freie Bergleute im Auftrag eines Grundherren oder Fürsten, der seinerseits dieses Recht (Bergregal) vom Kaiser oder König verliehen bekam. Der Grundherr, Fürst oder Vogt musste für den Schutz und die Verteidigung der Bergleute und des Bergbaureviers sorgen.
Das Bergbaurevier im Ehrenstetter Grund
Im Bereich des Ehrenstetter Grundes queren zwei parallel streichende Blei-Silber-Erzgänge das Tal des Ahbachs. Der mittelalterliche Erzabbau auf diese Erzgänge hat an der Oberfläche markante Spuren im Gelände hinterlassen und der Berg ist durchzogen mit Stollen und Schächten wie ein Schweizer Käse. Heute nennt man diese noch offenen Löcher auch Lingelelöcher.
Eine mittelalterliche Überlieferung zu diesem Bergbaurevier gibt es bisher nicht. 1991 führte das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Uni Freiburg im Rahmen des Bergbauprojektes eine Prospektion und Dokumentation der noch erkennbaren Spuren des Bergbaureviers durch. Die dabei in den Schächten und auf den Abraumhalden gefundenen Keramikscherben datieren den Abbau der Silbererze ins 13./14. Jahrhundert.
Ausgrabungen fanden bisher aber nicht statt. Deshalb wissen wir hier auch nicht genau, wo die Erze aufbereitet und verhüttet wurden. Die Bergleute wohnten immer in der Nähe des Bergbaureviers, möglicherweise am Talausgang bei der Streicherkapelle, die bereits 1554 urkundlich erwähnt wird. In der Nähe beim Lehenhof wurden Steinkistengräber aus der Zeit um 800 nach Christus gefunden, die auf eine alte abgegangene Siedlung in unmittelbarer Nähe hinweisen.
Wie man das Silber aus dem Stein bekommt
Gesucht haben die Bergleute nach den begehrten Silbererzen, hier vor allem Bleiglanz, der überwiegend aus Blei und nur zu 0,1 bis 1 Prozent aus Silber bestand (1000 kg Bleiglanz = 1 bis 10 kg Silber). Gefunden haben sie die Silbererzgänge anhand von Geröllen in Bachläufen und anhand von Gangausbissen, dort wo die Erzgänge die Oberfläche erreichen. Im oberflächennahen Bereich wurden die Erzgänge zuerst im Tagebau durch Verhaue ausgebeutet. Später legten die Bergleute ein System aus horizontalen Stollen und vertikalen Schächten an, um die Erzgänge auch in größeren Tiefen abbauen zu können. Stollen und Schächte führten zunächst durch taubes Gestein, bis der Abbauort – der Erzgang – erreicht wurde.
Die Erzaufbereitung und Verhüttung fand in unmittelbarer Umgebung der Bergwerke statt. Bei der Erzaufbereitung wurde das geförderte Erz zerkleinert (gepocht), von tauben Begleitgesteinen wie Quarz und Gneis getrennt und dann sehr fein gemahlen. Danach wurde durch Auswaschen (von Gangmaterial) und Rösten (Schwefelanteile wurde durch Erhitzen verflüchtigt) ein Erzkonzentrat aus Silber und Blei hergestellt, das in der Schmelzhütte geschmolzen wurde. Die dazu benötigte Holzkohle wurde von Köhlern in der Nähe der Bergwerke hergestellt. Bei über 1200 °C entstand ein silberhaltiges Blei. Im Treibofen wurde dann das Silber vom Blei getrennt und als Barren an die Münzstätten im Breisgau nach Breisach und Freiburg geliefert.